Test Kawasaki GPZ 750

Highway to the Dangerzone- darauf fährt man mit der Kawasaki GPZ 750 UT zwar nicht, aber sie schafft es jedem eingefleischten Top Gun Fan eine Errektion in die Lenden zu zaubern.
739 ccm, 241 Kilogramm, 4 Zylinder und 87 Ps auf dem immerhin 140er Hinterrad.
Im Vergleich zu modernen Rennböcken kein Maßstab, aber als angehender Retro-Renner mehr als ausreichend.
Man sitzt extrem sportlich, das Gewicht lastet klar auf den Handgelenken. Für lange Touren eher ungeeignet, aber für einen kurzen Ritt in Richtung Dangerzone absolut ausreichend.
Unten raus eher Quax als Maverick, aber bei Drehzahl treibt auch der in die Jahre gekommene Reihenvierzylinder der Asiaten nach all den Jahren noch akzeptabel nach vorne.


Der Tacho vermittelt zwar den Eindruck von Highspeed to the Dangerzone, allerdings ist bei 215 Km/h schluss- oberes Mittelfeld für einen über 30 Jahre alten Bock, mithalten mit den coolen Kindern kann man damit heute allerdings nicht mehr.
Die 3,9 Sekunden von 0 auf 100 vermitteln da schon eher das Feeling ein angehender Kampfpilot zu sein- kein schlechter Wert für die alte Dame!
Wem das alles zu langsam und öde ist, der kann gerne zur GPZ 750 Turbo greifen, das soll allerdings nicht das Thema heute sein.
ABS oder andere Helferlein sucht der junge Jagdflieger bei der GPZ vergebens, wer zu Top Gun will, muss eben einer der Besten der Besten sein.
Das Fehlen von nahezu allen elektronischen Helferlein kann aber auch seinen Vorteil haben: Man kann sich nicht auf ein rettendes Kurven-ABS oder sonstigen Schnickschnack verlassen, es kommt auf das Können des Fahrers an. Man konzentriert sich auf das Wesentliche und nicht auf
die Frage, ob ich besser im Cruise, Sport, Sport+ oder Track Modus meinen Bock durch die Kurven drücke.


Das Thema Kurven ist mit der Maschine so eine Sache. Enge Kehren sind aufgrund ihrer Länge von über 2,2m nicht ganz so ihr Ding, aber bei schönen langgezogenen Kurven zeigen sich dann ihre Renner-Gene. Die Fetischisten unter uns fragen sich jetzt sicherlich, ob Knieschleifen möglich
ist: Ich, aber was heißt das schon, würde sagen: sicher, jedoch ist hier nicht der Schwerpunkt oder der Abstand zum Boden der limitierende Faktor, eher der verhältnismäßig kleine Hinterreifen.
Letztendlich berührt uns alle (oft unsittlich) der Sound eines solchen Gerätes. In Zeiten, wo der EndSCHALLDÄMPFER noch Auspuff hieß, scherte man sich nicht um Katalysatoren, Geräuschdämpfer o.ä.. Hier kommt noch der unfiltrierte Sound aus dem Brennraum raus.
Kein extremes Brüllen, kein leises Summen, einfach der schöne Klang eines alten Vierzylinders.
Tüdelt man natürlich Zubehör wie bspw. einen Sportauspuff von Sebring an den Bock, dann sieht das ganze anders aus: Wer seiner Verwandtschaft im nächsten Bundesland signalisieren will, dass er losfährt, der dreht einmal kräftig den Hahn auf. Auf lange Sicht ist ein Trommelfellriss garantiert.


Zum Schluss noch der Preis: Im Netz bekommt man die GPZ 750 deutlich unter 2000€, teils sogar unter 1000€ in akzeptablen Zustand. Das und die simple Technik machen das Bike zu einem guten Schnapper für all die, die einen günstigen, wartungsarmen und kultigen Retro Racer mit
Filmgeschichte haben wollen. Gratis Dazu gibt es dann an der Tankstelle Sprüche wie: „ja, so eine hatte ich damals auch- klasse Maschine“.
Mein Rating als absoluter Top Gun Fan eine klare 10/10, als kühler BnO Tester bekommt das Krad
von mir eine 7/10.